Kathy Kreuzberg

Trainerin für Karate, Fitness & Gesundheit

Was bringt EMS* wirklich?


Wenn du bisher keinen Sport machst oder nur unregelmäßig etwas, gilt: Jegliche muskuläre Bewegung ist besser als keine. Wenn EMS was für dich ist und du die Kosten nicht scheust - warum nicht?
Gut ist EMS auch bei Rückenproblemen, da die Elektrostimulation auch tiefere Muskelschichten erreicht.

Allerdings wirst du allein mit EMS nicht so aussehen wie die Menschen, die dafür werben. Auch nicht annähernd. Es bringt nur ein bisschen was. Du erreichst schnellere und deutlichere Ergebnisse mit Eigenkörpergewichtsübungen zuhause, immer verbunden mit einer guten Ernährung. Auch geschieht bei EMS keine positive Anpassung des Skelettsystems noch eine Förderung der Koordination.
Möchtest du mit EMS Gewicht abnehmen, gilt dies ebenso: Auch wenn eine EMS-Einheit mehr Kalorien verbraucht als anderer Sport in 20min, machst du das ja nur 1x die Woche (mehr wäre ungesund) - selbst bei den gängigen Angaben von 300-550kcal Energieverbrauch pro EMS-Einheit wären das nur 42-78 kcal pro Tag, die du weder wieder draufessen dürftest noch im Bereich liegen, in dem man von einer reduktionsrelevanten Größe sprechen würde.

EMS als effizientes Fitnesssystem? - Eher nicht.

Wenn du jedoch schon Sport machst:
Für Freizeitsportler, insbesondere jene, die z.B. Eigengewichtsübungen oder moderates Krafttraining betreiben, ist EMS hingehen ein interessanter Muskelaufbau-Booster. Durch den Reizstrom werden die Muskeln, die eh schon trainiert werden, nochmal feiner angesprochen. Vor allem bei schlanken Anfängern sieht man dann die Ergebnisse recht schnell und das körperliche Erscheinungsbild ist muskulär ausgeglichener.

Zu beachten ist, dass man nach einer EMS-Einheit eine größere Regenerationszeit benötigt als beim normalen Training. Das sollte beim Trainingsplan Beachtung finden. Gibt man dem Körper diese Pausen nicht, wird die Muskelleistung abbauen, außerdem fühlt man sich matt. Viel hilft also nicht viel.
Auch hier gilt: Muskeln werden zu 70% in der Küche gemacht. Fehlen den Muskeln Kohlenhydrate als Betriebsstoff und Eiweiß als Baustoff, wird der Körper keine Muskeln aufbauen.

Kostenpunkt:
Die gängigen Studiopreise variieren zwischen 20-40€ pro Woche(!), je nach Anbieter und Vertragslänge. Viele Studios bieten eine kostenlose erste Trainingseinheit an; das ist sehr zu empfehlen, bevor man richtig loslegt, auch um die Körperreaktionen auf EMS zu erspüren.

Entscheidest du dich für eine Studiomitgliedschaft, lies dir genau durch, unter welchen Voraussetzungen du diese pausieren oder beenden kannst, da bei vielen Krankheiten kein EMS-Training stattfinden darf, man unter Umständen dann aber trotzdem bezahlt.

Profi-EMS-Komplettsysteme, wie du sie im Studio vorfindest, kosten zwischen 6000-13.000€. Für den privaten Gebrauch rentiert sich sowas also eher nicht, aber:
Für ca. 1500€ bekommt man (z.B. von Eaglefit und visionbody) allerdings schon praktikable Heimsysteme, die tatsächlich erstaunlich gut funktionieren. Du steuerst hier das EMS über bluetooth und einer App via smartphone oder pad - also checke vorher die Kompatibilität, bevor du bestellst.
Negativpunkt ist hier allerdings, dass diese Systeme kaum eine konkrete Anleitung bieten, wie stark man den Strom einstellen soll & der Körper reagiert erst die Tage darauf. Auch werden oftmals keine Übungen vorgegeben. Hier hilft nur vorsichtiges Rantasten, Geduld - und die Erfahrungen einer Probestunde im Studio.
Im Vergleich um Studio fühlt sich das Training mit solchen Heimanzügen etwas unangenehmer an, aber Schmerzen verursacht es nicht, solange du nicht übertreibst. Anders als im Studio musst du dich beim Heimtraining außerdem so aufwärmen, dass du in dem Anzug schwitzt, denn durch die Nässe leitet der Strom. Trocken passiert da nix, auch wenn die Hersteller gerne damit werben.

EMS-Bauchfettweg-Gürtel, etc., wie man sie immer wieder im Shop-TV oder Onlineshops vorfindet und Muskeln von der Couch weg versprechen und im zweistelligen Kostenbereich liegen, sind vollkommener Quark. Finger weg.


*Kurzinfo:
EMS steht für Elektrische Muskelstimulation, bei der der Muskel durch niedrige, äußere Stromreize zum Kontrahieren gebracht wird und welche ihre Ursprünge in der Reha-Therapie hat. Dies ist bei korrekter Anwendung ungefährlich, bei Übermaß drohen ernsthafte Folgen wie bleibende Nieren- und Muskelfaserschäden. Auch gibt es eine ganze Reihe von Kontraindikationen, die das EMS-Training verbieten. Hierzu zählen u.a. Infekte, Tumore, Nierenerkrankungen, jegliche Herzprobleme, Kreislaufprobleme, starke Hauterkrankungen (z.B. Neurodermitis), neurologische Erkrankungen (Epilepsie), Schmerzmitteleinnahme, Suchterkrankungen, Schwangerschaft, Kupferspirale, etc.